Bielerhöhe (2.044 m) – Klostertaler Umwelthütte (2.366 m) – Rote Furka (2.688 m) – Tällispitz (2.843 m)
21 km, 850 Höhenmeter, 6:45 Std. Gehzeit
Der Tällispitz (in manchen Karten auch Tälihorn) hat das beeindruckendste Gipfelpanorama, das wir in Vorarlberg seit langem gesehen haben. Bis man das allerdings zu Gesicht bekommt, muss man ein ordentliches Stück laufen – die Tour hat mit 21 Kilometern eine gute Länge. Dafür halten sich die Höhenmeter durchaus in Grenzen – ebenso die Schwierigkeiten, wenn man mal von den letzten 250 Höhenmetern zum höchsten Punkt absieht. Die Blockkraxelei dort erfordert Orientierungsvermögen und ist oben hinaus teilweise auch etwas ausgesetzt. Alles in allem definitiv keine Einsteigertour …
Vom Startpunkt an der Bielerhöhe bleibt derzeit (offiziell) nur eine Variante an der Ostseite des Silvretta-Stausees bis zum anderen Ende. Die Westseite ist aktuell gesperrt, was aber viele Leute nicht stört … Nach einem kurzen Anstieg ist man größeren Menschenmengen los – in das wunderschöne Klostertal verirren sich nur wenige. Das liegt sicherlich vor allem daran, dass die einzige Hütte dort, die Klostertaler Umwelthütte, eine reine Selbstversorgerhütte ist. So läuft man praktisch alleine ein breites, flaches Tal nach hinten, das links und rechts über steilen Hängen von einigen großen Namen wie Großlitzner, Großes Seehorn, Klostertaler Egghorn und Schneeglocke gesäumt ist.
Kurz bevor es am Talschluss steil nach oben geht, lohnt der Blick nach Westen – auf einem Vorsprung thront eine Zollhütte. Hier befindet man sich auf Gletschermoränen – spannend zu sehen, wie sich die Vegetation langsam auf dem Schotter ausbreitet. Danach geht es über teils plattiges Gelände nach oben zur Roten Furka, der Grenze zwischen Österreich und der Schweiz. Dort entfährt einem das erste WOW – der Silvrettagletscher liegt in seiner ganzen (noch vorhandenen) Pracht vor einem.
Anstatt zur Silvrettahütte abzusteigen, zweigt man nach Westen ab – die Farbgebung der vielen Markierungspunkte wechselt von rot mit weißem Rand auf blau mit weißem Rand. Auch wenn wirklich viele Markierungen angebracht sind, muss man teilweise die Augen sehr gut offen halten – einen Weg oder Trittspuren sucht man meist vergeblich. Auf einem breiten Rücken geht es ungefährlich dahin, ehe der Gipfelanstieg dann seine Tücken hat. Blockgelände, das ohne Handeinsatz nicht bewältigbar ist, herausfordernde Orientierung und oben hinaus dann auch noch Ausgesetztheit.
Wer das dann aber bewältigt hat, darf sich über einen phänomenalen Gipfelblick freuen. Zu den vorhin genannten Gipfeln kommen der Tiefblick auf den Silvrettagletscher und prominente Zacken wie Silvrettahorn, Piz Buin, Signalhorn, Piz Linard und in der Ferne Dufourspitze und Finsteraarhorn dazu.
Der Rückweg fordert noch einmal viel Konzentration – und für uns hatte er noch eine spezielle Herausforderung parat. Die Bäche, die vom Klostertaler Gletscher nach unten fließen, waren innerhalb von nur 5 Stunden so stark angeschwollen, dass man trockenen Fußes auf dem üblichen Weg nicht mehr drüberkam – die Suche nach einer möglichen Überquerung hat viel Zeit in Anspruch genommen. Ob dieser Anstieg alleine der erhöhten Abschmelzung durch intensive Sonnenbestrahlung an einem warmen Sommertag geschuldet ist, oder ob oben irgendwo doch ein Stückchen Gletscher abgebrochen ist, entzieht sich unserer Kenntnis.
Route
Downloads: Tällispitz 2022 07 03 Route.pdf, Tällispitz 2022 07 03.GPX (zip)
Höhenprofil
Download: Tällispitz 2022 07 03 Höhenprofil.pdf