Großglockner (3.798 m)

Lucknerhaus (1.918 m) – Lucknerhütte (2.241 m) – Stüdlhütte (2.801 m) – Ködnitzkees – Erzherzog-Johann-Hütte (3.454 m) – Glocknerleitl – Kleinglockner (3.770 m) – Glocknerscharte (3.753 m) – Großglockner (3.798 m) – retour wie Aufstieg
18 km, 1.900 Höhenmeter

Sehnsuchtsziel für viele (nicht nur österreichische) Bergsteiger: Der höchste Gipfel Österreichs, der Großglockner. Für so viele ein Sehnsuchtsziel, dass es unzählige Berichte über eine unwürdige und gefährliche Dränglerei am Berg gibt … Deswegen und wegen des Schnees, der noch auf den Gletschern liegt und der nicht nur das Gehen am Gletscher sondern auch den Umstieg in den Klettersteig unterhalb der Adlersruhe deutlich einfacher und sicherer macht, war für uns klar, dass wir möglichst früh in der Sommersaison hinwollten. Ebenfalls klar: Ohne Bergführer geht’s nicht – und weil wir uns einen längeren Zeitraum geben wollten, um Optionen bei Schlechtwetter zu haben, wollten wir mit einem Vorarlberger gehen: Rainer Kempf. Plan war der Normalweg mit Maximalschwierigkeiten im 2. Grad, den Stüdlgrat wollen wir uns für später aufheben 😉

Wir hatten uns für den meistgewählten Zustieg entschieden: Vom Ausgangspunkt Lucknerhaus (kostenfreier Parkplatz aber kostenpflichtige Mautstraße) an der Lucknerhütte vorbei bis zur Stüdlhütte. Bei 32 Grad auf knapp 2.000 Metern gestartet sind wir 950 Höhenmeter und gut 5 Kilometer später nur knapp einem Hagelgewitter entkommen, das sich nur 10 Minuten nach unserer Ankunft über der Hütte entlud. Beim exzellenten Abendbüffet auf der Stüdlhütte war der Wetterbericht das Kernthema: Am kommenden Tag sollte eine Kaltfront mit eingelagerten Gewittern die Hitzeperiode beenden – je nach Quelle sollte die Front etwas früher oder etwas später eintreffen.

Der Aufbruch um 06:00 war genau die richtige Entscheidung. Früher gestartete Seilschaften mussten umkehren (die Seile der Materialseilbahn zur Adlersruhe surrten vor Elektrizität), gut eine Stunde nach unserem Eintreffen auf der Adlersruhe (offizieller Name wäre eigentlich Erzherzog-Johann-Hütte) waren auch Gewitter samt Temperatursturz, Regen und später Schnee dort. Der Zustieg führt nach einer Querung unterhalb der Schere über das Ködnitzkees bis zum Kampl – im Frühsommer sind die Gletscherspalten noch geschlossen und der Einstieg in den Klettersteig kann höher erfolgen, weil man im Schnee weiter hochstapfen kann.

Ab 07:30 hieß es nun also Zeit totschlagen und dank WLAN in Österreichs höchstgelegener Schutzhütte (3.454 m) immer wieder die Wetterprognosen zu durchforsten, ob sich die Wolken wirklich schon am kommenden Morgen verziehen würden. Letztlich nahm uns das Wissen um die vielen in der Früh von der Stüdlhütte aufsteigenden Bergsteiger die Entscheidung ab: Wir wollten unbedingt vorher oben sein, um dem Gedränge aus dem Weg zu gehen – in der Hoffnung, dass wir vielleicht über den Wolken ankommen würden, sind wir um 06:30 von der Adlersruhe los. Was wir da noch nicht wussten: Der Gipfel sollte erst am Abend um 20:00 wolkenfrei sein – im Nachhinein also eine goldrichtige Entscheidung. Wir hatten zwar null Ausblick, waren aber ganz alleine am höchsten Punkt und kamen erst recht weit unten in den Gegenverkehr.

Der Aufstieg selbst über Glocknerleitl, Kleinglockner und Glocknerscharte verlangt im Normalfall schon allerhöchste Aufmerksamkeit – unser Gipfeltag war zudem noch mit angeschneitem und angeforenem Fels und Windböen von 50+ km/h „garniert“. Den Großteil der knapp 3 Stunden, die wir bis zur Rückkehr auf die Adlersruhe brauchten, bewegt man sich in „No Fall Zones“ mit 500-600 Metern Luft unter dem Allerwertesten. Am Glocknergrat kann man diese 500 Meter auf einem 2 Fuß breiten Firngrat stehend nordseitig in die berühmte Pallavicini-Rinne hinunterschauen.

Wird sind dann ohne Zwischenstopp an der Adlersruhe direkt bis zur Stüdlhütte und nach einer kleinen Stärkung weiter bis zum Lucknerhaus abgestiegen – belohnt von den ersten Sonnenstrahlen des Traumwetters am Folgetag. Den Gipfelaufstieg um einen Tag zu verschieben war leider keine Option – auf der Adlersruhe hätten wir keinen Schlafplatz mehr bekommen und zur Stüdlhütte abzusteigen und am nächsten Tag wieder hinauf bis zum Gipfel zu gehen wäre auch zu mühsam gewesen. Mit dem Auto sind wir dann anschließend den Umweg über die Großglockner-Hochalpenstraße gefahren, um nachzuschauen, ob Adlersruhe und Glockner von der anderen Seite ohne Wolken sichtbar waren – und um den dramatischen Rückgang der Pasterze mit eigenen Augen zu sehen.

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© Fotos tw. Rainer Kempf

Sebastian Verfasst von: