Triglav (2.864 m)

Aljažev dom (1.015 m) – Prag-Weg – Triglavski dom na Kredarici/Triglavhaus (2.515 m) – Mali Triglav (2.725 m) – Triglav (2.864 m) – retour wie Aufstieg (Übernachtung im Triglavhaus)
17 km, 2.000 Höhenmeter, Gehzeit gesamt 9,5 Std. (Aufstieg bis zum Gipfel 6 Std.)

Der Triglav, der höchste Berg Sloweniens, spukt schon länger in unseren Köpfen herum. Jeder Bergaffine kennt wohl das Hüttchen am Gipfel, die als Aljažev stolp bezeichnete runde Blech-Schutzhütte – das für das slowenische Nationalgefühl wichtige Symbol („Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung“) wurde 1895 errichtet und 2018 generalüberholt. Es heißt, dass jeder Slowene einmal in seinem Leben am Triglav gewesen sein muss … so gesehen können wir uns jetzt auch ein kleines bisschen als Slowenen fühlen 😉

Bei der näheren Beschäftigung mit der Tour fällt neben den unzähligen Aufstiegswegen aus allen Himmelsrichtungen vor allem die Länge der Tour auf egal welcher Variante auf – und die Ausgesetztheit, die der finale Gipfelanstieg jedenfalls mit sich bringt. Die schwierigsten Zustiege nähern sich von Norden aus dem Vrata-Tal – Bamberg-, Tominšek- und Prag-Weg sind in der Reihung ihrer Schwierigkeit die Routen – wir haben uns für den „einfachsten“, den Prag-Weg entschieden. Egal auf welchem Weg stellt die Tour hohe Anforderungen an Physis (2.000 Höhenmeter), Schwindelfreiheit und wohl ein bisschen weniger an technische Fähigkeiten. Der Berg wurde mit wirklich vielen Aufstiegserleichterungen in Form va von Stahlstiften „gepflastert“ und auch wenn gerade im Gipfelbereich eine klettersteigähnliche Anlage errichtet wurde, darf man sich vor allem im unteren Bereich keine durchgehende Sicherungsmöglichkeit erwarten. Die ganzen Erleichterungen dürfen keinesfalls darüber hinwegtäuschen, dass man in beinahe jeder Sekunde voll konzentriert sein muss, weil fast permanent Absturzgefahr droht.

Ausgangspunkt für die Tour ist der Parkplatz kurz vor dem Aljažev dom, der wohl vor allem im Sommer überfüllt sein dürfte – man müsste dann weiter draußen im Vrata-Tal parken. Der Weg führt zunächst kaum ansteigend durch den Wald weiter ins Tal hinein, nach wenigen Metern zweigt bereits der Tominšek-Weg links ab – zum Prag-Weg geht man weiter unter der beeindruckenden Triglav-Nordwand, die über 1.000 Meter hoch ist. Ein Bachbett querend zweigt man dann zum Prag-Weg ab – zum Bamberg-Weg würde man weiter zum Luknja-Pass gehen.

Ab der Abzweigung macht der Prag-Weg (Prag = Schwelle) seinem Namen alle Ehre – schwellenförmig geht’s über zu überkletternde Felsbänder nach oben. Zwischen den Kletterstellen wartet schottriges Gehgelände – alles immer in dem Wissen, dass unterhalb viel senkrechter Fels warten würde, wenn man stolpert oder ausrutscht. Schlüsselstelle ist eine etwa 10 Meter hohe beinahe senkrechte Stelle, die aber mit einem Stahlseil abgesichert ist.

Nach der Einmündung des Tominšek-Weg sollte es eigentlich eine kleine Quelle geben, die aber nach dem trockenen Sommer 2022 wohl gänzlich versiegt ist. Es heißt also jedenfalls ausreichend Getränke mitnehmen – auf dem ganzen nun folgenden Karstplateau gibt es definitiv kein Wasser. Der Regen hat ein beeindruckende, abweisende Landschaft in den Kalk gefressen, durch die man sich mit stetigem Höhengewinn (und einer Kletterstelle praktisch direkt unterhalb der Hütte) zum Triglavhaus vorarbeitet.

Wir haben uns dafür entschieden, sofort auf den Triglav weiterzugehen – wir wollten den Abstiegstag nicht mit den zusätzlich knapp 400 Höhenmetern belasten. Für den Gipfelanstieg macht ein Klettersteigset durchaus Sinn (ein Helm ist sowieso für große Teile der Tour Pflichtprogramm) – allerdings vor allem zur mentalen Unterstützung. Mehr oder weniger am Grat geht es über den Mali Triglav („Kleiner Triglav“) bis zum Gipfel – mit richtig viel Luft unterm Hintern und relativ viel Stahlseil, das aber durch die kurzen Ankerabstände die Verwendung eines Klettersteigsets extrem mühsam macht. Am Gipfel machte sich die relative Nähe zum Mittelmeer bemerkbar – in der Westanströmung sorgt die Luftfeuchtigkeit für raschen Wolkenaufzug.

Zurück am Triglavhaus heißt es dann nach 8 Stunden Konzentration erstmal durchschnaufen. Das Triglavhaus eignet sich auf Grund seiner Lage und trotz seiner Größe (gut 200 Betten) perfekt für eine Übernachtung. In einem Kalkkarstgebiet darf man nicht mit Wasser auf einer Hütte rechnen – Trinkwasser kann man allerdings in Plastikflaschen kaufen (5€ für 1,5 Liter – Helikopterversorgung) und damit auch Zähne putzen. Der Geruch der Toiletten hängt jedenfalls lange in der Nase …

Das Hüttenteam kann mit dem wenigen Wasser aber ein überraschend gutes Essen herbeizaubern – die Halbpension hat für uns viel Sinn gemacht. Einzigartig sind Sonnenunter- und -aufgang am Triglavhaus. Wenn man so wie wir die Flexibilität hat, auf den Wetterbericht zu reagieren …

Der Abstieg am zweiten Tag bedeutet dann nochmal über 3 Stunden volle Konzentration, ehe man sich unten im wunderschönen Vrata-Tal entspannen und einen Blick zurück in die beeindruckende Triglav-Nordwand werfen kann. Das Partisanendenkmal mit dem großen Karabiner läutet das Ende der Tour ein, die wir auf der Terrasse des Aljažev dom ausklingen haben lassen.

 

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Mehr Informationen

Route

Downloads: Triglav 2022 09 12-13 Route.pdf, Triglav 2022 09 12-13.gpx (zip)

Höhenprofil

Download: Triglav 2022 09 12-13 Höhenprofil.pdf (Aufgrund von Luftdruckveränderungen während der Tour stimmen die Höhenangaben zB am Gipfel um knapp 100 Meter nicht)

Sebastian Verfasst von: