Orientierung am Berg: Hilfsmittel

Orientierung im Gebirge ist so eine Sache … Wer sich nur auf den „Autobahnen“ rund um die Bergbahnen bewegt, kann sich meist so gut wie gar nicht verlaufen (zumal auch die Beschilderung hier in aller Regel dicht und deutlich ist) – wer sich allerdings ein bisschen abseits ausgetretener Pfade bewegt, steht immer wieder mal vor Herausforderungen (gerade bei schlechter Sicht durch Nebel oder Wolken), die im Idealfall in einem ordentlichen Umweg resultieren, im schlechtesten Fall aber in einem Bergrettungseinsatz oder gar einem schweren Unfall.

Viele Berg-Novizen fühlen sich überfordert („ich würde ja gerne eine spannendere Tour gehen, weiß aber nicht, ob ich den Weg finde“) – viele andere laufen komplett ahnungslos mit untauglichen Mitteln am Berg herum („das Handy wird mir schon sagen, wohin ich laufen muss“). Aber auch erfahrene Berggänger sind nicht vor Fehlern gefeit … Dabei wäre die Geschichte mit ein bisschen Vorbereitung, Know-how und Material gar nicht so schwer.

Wir selber sind immer mit folgender Ausstattung am Berg unterwegs:
* offline: Karte, Bussole, Planzeiger, Sportuhr, tw. GPS-Gerät
* online: Handy mit Touren-App und GPS-Funktion (mit offline gespeicherter Karte)
Alleine an der Unterscheidung offline/online in der Aufzählung sieht man schon ein Grundprinzip: Als letztes Backup MUSS immer die Möglichkeit dabei sein, sich zu orientieren, wenn man keinen Akku und keinen Handy-Empfang hat!

Es beginnt alles bei der seriösen Vorbereitung bzw. Tourplanung. Und die wiederum beginnt mit der passenden Karte: Entweder man hat eine größere Kartensammlung zu Hause oder man muss auf jeden Fall früh genug daran denken, sich die passende Karte rechtzeitig zu besorgen. Die Auswahl der Karte orientiert sich an der Art der geplanten Tour: Wenn man vorhat, auf den „großen“ Wanderwegen unterwegs zu sein, reicht eine Wanderkarte im Maßstab von 1:50.000 (zB. von Kompass oder Freytag & Berndt). Wer etwas abgelegener unterwegs sein will, braucht jedenfalls eine Karte im Maßstab von 1:25.000 – hier beginnt die Möglichkeit, Geländeformen, Bewuchsformen, Orientierungspunkte, … aus der Karte herauszulesen (wofür es kleine Ausbildungen zB beim Alpenverein gäbe). Neben den Überlegungen, ob die geplante Tour technisch und körperlich machbar ist, macht es Sinn, sich den Tourverlauf mit markanten Orientierungspunkten und den Daten zu den einzelnen Streckenabschnitten (Höhe, Entfernung, …) einzuprägen oder sicherheitshalber auf einen Spickzettel herauszuschreiben.

Ein paar Worte zu den für Vorarlberg verfügbaren Karten … 1:25.000er-Karten sind für Vorarlberg Mangelware. Der Alpenverein hat Karten für Teile der Silvretta, des Verwalls, des Lechquellengebirges und der an den Allgäu angrenzenden Bereiche im Sortiment. Ansonsten bleiben nur 1:50.000er oder von diesem Maßstab weg vergrößerte (aber nicht detailliertere) Karten wie die ÖK. Für an die Schweiz grenzende Bereiche bieten die Blätter der Landeskarte Schweiz Abhilfe in 1:25.000. Das Landesamt für Topographie/swisstopo hat zudem einen genialen Service: Man kann sich Karten mit dem gewünschten Ausschnitt und der gewünschten Auflösung zusammenstellen, die dann individuell gedruckt werden (und das alles zu einem durchaus leistbaren Preis) – allzu weit über die Landesgrenze nach Österreich hinein geht das allerdings nicht.

Wer nicht selbst planen möchte, hat grundsätzlich drei wesentliche Möglichkeiten:
* Literatur (Wanderführer wie zB die Rother Wanderführer, teilweise auch Magazine): Bei den Führern muss man auf jeden Fall einen Blick aufs Erscheinungsdatum werfen. Zudem sind die Beschreibungen und Kartenausschnitte oft recht knapp gehalten.
* Tourenportale (Outdooractive bzw. Alpenvereinaktiv, bergfex, hikr, AllTrails, …): In aller Regel findet man hier einen GPS-Track – dadurch, dass die Tracks und die Tourbeschreibungen ja immer von der Community erstellt werden, kann man bei seiner Recherche unmöglich feststellen, wie stark die Ersteller technisch und körperlich sind. So gerät man in die Gefahr, dass man meint, eine als leicht beschriebene Tour gehen zu wollen, die für einen selbst aber viel zu schwer ist. Auch angegebene Gehzeiten darf man keinesfalls für garantiert nehmen.
* Blogs: Je nach Qualität des Blogs ist das Informationsangebot unterschiedlich gut – sie bieten aber auf jeden Fall aus der Summe der Beiträge eine bessere Möglichkeit, die Fähigkeiten des Schreibers einzuschätzen und abzuleiten, ob die Tour für einen selbst passt.

Eingefleischte Bergfexe werden mich für den nächsten Satz wohl steinigen – trotzdem: Die modernen digitalen Hilfsmittel sind wirklich eine Erleichterung – die Zeiten, in denen man sich ausschließlich mit Karten orientierte, sind vorbei. ABER: Die Karte und der Umgang damit zumindest als Backup sind unerlässlich.

Unterwegs ist das am häufigsten gewählte Hilfsmittel zur Orientierung mittlerweile sicherlich das Handy. Durch den GPS-Empfang hat man seine Position immer auf ein paar Meter genau verfügbar – umso steiler das Gelände ist, umso größer kann die horizontale Abweichung in Metern sein. Beim Handy sind allerdings ein paar Punkte sehr wichtig:
* Google Maps ist KEIN taugliches Instrument – das funktioniert nur unten im Tal auf den Straßen! Am Berg ist Google Maps ein absolutes No Go! Es gibt ein paar gute, in der Grundversion kostenlose Apps zu Orientierung wie Outdooractive oder Bergfex …
* Am Berg ist der Handy-Empfang oft schlecht bzw. gar nicht gegeben. Dann endet die Hilfe des Handys sofort – es sei denn man nimmt ein paar Euro für die Pro-Versionen in die Hand, mit denen man Karten auch offline speichern kann.
* Und nicht zuletzt muss man immer den Akku-Ladestand gut im Auge haben. Vor allem, wenn man seine Tour auch mit dem Handy tracken möchte, frisst das GPS-Modul enorm viel Strom.

GPS-Geräte oder Sportuhren mit GPS-Funktion können auch sehr hilfreich sein. Je nach Gerät kann man sich über eine vorher definierte Route führen lassen (je nach Qualität der Planung und der im Gerät hinterlegten Karten kann das gut klappen oder auch weniger). Diese Art der Orientierung führt allerdings dazu, dass man quasi „dumm“ durchs Gelände lauft – kennt man ja auch vom Navi im Auto … Wobei sie allerdings mit Informationen zur zurückgelegten Strecke, absolvierten Höhenmetern oder der aktuellen Höhe durchaus hilfreich sein können. Und letztlich funktionieren sie ohne Handynetz.

Wie finden und planen wir Touren und orientieren uns dann unterwegs? Inspirationsquellen gibt es viele – Führer, Tourenportale und Social Media, … Wenn sich daraus ein Ziel herauskristallisiert, kommt die Tour auf unsere Bucket List. Bei der konkreten Planung schauen wir uns die Tour dann auf einer Karte an – auf Papier und auf Outdooractive. In den allerseltensten Fällen nutzen wir einen GPS-Track, den wir zB auf einem Portal finden – in aller Regel planen wir selber auf Outdooractive am Rechner. Durch die Synchronisation am Handy ist die Planung dann dort verfügbar – durch die Pro-Version auch offline. Im Normalfall orientieren wir uns unterwegs dann danach. Die Funktionsuhr liefert Kilometer, Höhenmeter und Höhe und meist ist noch ein GPS-Gerät im Rucksack dabei (das Tracking über so ein Gerät liefert wegen des besten GPS-Empfangs dann den genauesten Track für unseren Blog). Was natürlich nie fehlen darf sind Karte, Bussole und Planzeiger – einerseits als Backup, andererseits weil eine Karte die eindeutig beste Möglichkeit bietet, sich zB am Gipfel einen Überblick zu verschaffen.

Sebastian Verfasst von: